dc.description.abstract | Simone Weil (1909-1943) ist bislang vor allem als religiöse Denkerin bekannt. Ihr politisches Denken wurde, soweit man sich überhaupt systematisch damit beschäftigte, entweder in der polemischen Absicht untersucht, sie als ideologisches Feigenblatt des Antikommunismus zu " entlarven" oder in der unzulänglichen Perspektive, die "Politik" und " Mystik" voneinander trennen zu können glaubt. Hier wird nun zum erstenmal versucht, die Kontinuität des gelebten Denkens von Simone Weil als eine philosophisch reflektierte Realitätserfahrung aufzuzeigen, deren Entwicklung von einer sah specie mortis geläuterten Redlichkeit getragen wird. Sozialer und geistiger Hintergrund sind das Frankreich der Dritten Republik, der soziale und technologische Wandel der Arbeitswelt, die Weltwirtschaftskrise, das Aufkommen der totalitären Bewegungen, der Spanische Bürgerkrieg, die Machtergreifung in Deutschland, schließlich der Zusammenbruch und die Besetzung Frankreichs und die Widerstandsbewegung und die Erneuerungsansätze der Freien Franzosen in London. Simone,Weils Kritik gilt vornehmlich dem Sozialen Götzen, der sich als das immanente Absolute ausgibt. Trotz eines antihistorischen Affekts und einer Neigung zum con temptus mundi vermag sie den dramatischen, d.h. den nicht prozessualen Charakter menschlicher Existenz freizulegen. Die Arbeit bildet eine zentrale Kategorie in der Philosophie Simone Weils, die "die einzige unsentimentale Analyse der Fabrikarbeit" (Hannah Arendt) geliefert hat. Die Arbeit wird nicht als Mittel der Naturbeherrschung und der Expansion des Ich verherrlicht, sondern als Askese, die Selbstbeherrschung und Wahrheitssuche in der elementarsten, d.h. grundsätzlich egalitären, menschlichen Tätigkeit zusammenfaßt. | en |