Müssen demokratische Staaten Einwanderung kontrollieren? Dieser Beitrag argumentiert für eine realistische Utopie offener Grenzen zwischen demokratischen Staaten. Territoriale Grenzen können wie durchlässige Membranen funktionieren, wenn sie eine Innen-Außen-Differenz aufrecht erhalten, langfristig stabil sind und Immigranten den Gesetzen des Einwanderungsstaates unterworfen werden. Internationale Personenfreizügigkeit existiert heute bereits als Ergebnis regionaler Integration in der Europäischen Union, zwischenstaatlicher Abkommen und der zunehmenden Verbreitung mehrfacher Staatsangehörigkeiten. Der Beitrag argumentiert aus normativer Sicht, dass demokratische Staaten bei MigrantInnen mit mehrfachen staatlichen Bindungen Doppelstaatsbürgerschaften akzeptieren und auf diese Weise individuelle Zonen der Bewegungsfreiheit schaffen sollten. Das größte Potenzial für globale Erweiterung von Freizügigkeitsrechten liegt jedoch in der Förderung der Einwanderungsrechte der eigenen StaatsbürgerInnen in anderen Staaten. Der Beitrag kommt zum Schluss, dass demokratische Staaten in der Verfolgung dieses Ziels ihren Bürgern wechselseitige Rechte auf Bewegungsfreiheit einräumen können, ohne dadurch ihre Fähigkeit, sich selbst zu regieren, zu gefährden. Eine solche Erweiterung staatsbürgerlicher Rechte auf Freizügigkeit muss von davon unabhängigen menschenrechtlichen und humanitären Pflichten zur Aufnahme schutzbedürftiger MigrantInnen unterschieden werden.
Must democratic state control immigration? This article argues for a realistic utopia of open borders between democratic states. Territorial borders can function as permeable membranes if they maintain a difference between inside and outside, if they are stable over time, and if immigrants are subjected to the laws of immigration states. International freedom of movement has already been brought about through regional integration in the European Union, through bilateral agreements and through the proliferatin of multiple citizenship. This contribution argues from a normative perspective that democratic states ought to accept dual citizenship for migrants with multiple ties to states. The greatest potential for a global expansion of free movement lies, however, in the promotion by each state of its own citizens’ right to enter and settle in other states. The article concludes that democratic states can grant each other’s citizens reciprocal admission rights without losing thereby their capacity to govern themselves. Such an extension of citizenship rights to free movement must, however, be distinguished from human rights and humanitarian duties of admission of migrants in need of protection.