Date: 2017
Type: Article
Sozialistischer Zionismus in der europäischen Revolution 1917–1920 : Widersprüche emanzipatorischer Identitäten
Zeitschrift für historische Studien, 2017, Vol. 16, No. 2, pp. 31-48
RYBAK, Jan, Sozialistischer Zionismus in der europäischen Revolution 1917–1920 : Widersprüche emanzipatorischer Identitäten, Zeitschrift für historische Studien, 2017, Vol. 16, No. 2, pp. 31-48
- https://hdl.handle.net/1814/49926
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Der Aufsatz untersucht die Auswirkungen der russischen Revolution und der europäischen revolutionären Nachkriegskrise auf die politische Praxis der sozialistisch-zionistischen Organisation Poale Zion. Ursprünglich eine Symbiose zwischen jüdisch-nationaler Befreiung in Form von Ansiedelung in Palästina, und universeller sozialer Emanzipation in Zusammenarbeit mit den allgemeinen Arbeiterbewegungen, anstrebend, führte die revolutionäre Erfahrung der Jahre 1917–1923 zu einer elementaren Krise. Der Sturz autoritärer, antisemitischer Herrschaft und das allumfassende Emanzipationsversprechen der europäischen Revolution stellte implizit eine Herausforderung an die postulierte Notwendigkeit jüdisch-partikularer Unabhängigkeitsbestrebungen dar. Die Erfahrung umfassender Partizipation sozialistisch-zionistischer Aktivisten in den Aufständen und im Kampf gegen die antisemitische Konterrevolution, gemeinsam mit nichtjüdischen Revolutionären, stellte zudem die Frage autonom-jüdischer Organisation in Frage, wobei die vom revolutionären Prozess aufgeworfenen Differenzen letztlich zu einer Spaltung der Organisation führten. Auf der Grundlage bisher größtenteils nicht untersuchter Archivdokumente und Publikationen der Bewegung rekonstruiert der Beitrag die Teilnahme der Poale Zion am europäisch-revolutionären Prozess in den verschiedensten Ausprägungen; von der Unterstützung der Bolschewiki in Petrograd (ursprünglich als einzige jüdische Partei), der Beteiligung Massenprotesten und der Formierung von Arbeiterräten in Österreich, zur Aufstellung eines jüdischen Bataillons in der Roten Armee, bis zur Verteidigung der von Pogromen bedrohten jüdischen Gemeinden in Polen. Dabei wird die Performance der lokalen Aktivisten sowohl mit den örtlichen Begebenheiten, als auch mit der ideologischen Entwicklung der Organisation kontextualisiert und letztlich die Wiederspiegelung der lokalen Erfahrungen mit Revolution und Konterrevolution den Debatten rund um die Spaltung der Organisation gegenüber gestellt. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Praxis eines radikalen Minderheitennationalismus sozialistischer Prägung in einer Situation, in welcher das Konzept Nationalismus – insbesondere seine zionistische Ausprägung – durch die revolutionären Veränderungen in Frage gestellt wurde. Der Beitrag fragt nach dem Prozess der Formierung und Veränderung jüdisch-nationaler Identität während der europäischen revolutionären Krise, in einer Situation der Gleichzeitigkeit sozialer und nationaler Emanzipationsversprechen.
Cadmus permanent link: https://hdl.handle.net/1814/49926
ISSN: 2366-2387
Succeeding version: http://hdl.handle.net/1814/63546
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