Dieser Beitrag untersucht die Auswirkungen der Eurokrise auf die Politisierung Europas. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Frage, ob die Eurokrise im Vergleich zu früheren Integrationsdebatten einen Quantensprung in der Politisierung des europäischen Integrationsprozesses bewirkte. Um diese Frage zu beantworten, wird die öffentliche Debatte zur Eurokrise mit den Integrationsdebatten der vergangenen vierzig Jahre verglichen. Unsere Untersuchung umfasst sechs westeuropäische Länder (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Schweden und die Schweiz), in denen alle Vertiefungsschritte (von der Einheitlichen Europäischen Akte bis zum Vertrag von Lissabon) und sämtliche Erweiterungsrunden (von der sogenannten „Norderweiterung“ 1973 bis zu den beiden „Osterweiterungen“ 2004 und 2007) erfasst wurden. Der Beitrag kommt zu dem Ergebnis, dass die Eurokrise in den untersuchten Ländern zwar politisiert hat, dass sie aber zu keinem Quantensprung im politischen Konfliktniveau führte, sondern die Dominanz der exekutiven Eliten in der öffentlichen Debatte verstärkte.
This article examines the impact of the Eurozone crisis on the politicization of the European integration process. Our analysis explores whether the crisis caused a quantum leap in the scope and intensity of politicization compared with previous integration debates. We compare the public debate on the Eurozone crisis with previous debates on European integration spanning the past forty years. Our study includes six West European countries (Austria, Britain, France, Germany, Sweden, and Switzerland) and it covers every major treaty reform (the Single European Act, Maastricht, Amsterdam, the Constitutional Treaty, and the Lisbon Treaty) and every enlargement debate (from the ‘Northern’ enlargement in 1973 to the two ‘Eastern’ enlargements in 2004 and 2007). The article concludes that the Eurozone crisis was politicized in the countries under scrutiny, but that it did not cause a quantum leap in the level and scope of political conflict. Rather, it reinforced the dominance of executive elites in public debate.