Macht und Ohnmacht der Verflechtung : Rom und Bologna unter Paul V : Studien zur frühneuzeitlichen Mikropolitik im Kirchenstaat

Abstract

Bologna kam erst verspätet zu seiner eigenen Geschichtsschreibung. Obgleich es allerhand Erzählenswertes aufzuschreiben und zu kommentieren gegeben hätte: den Kampf der Stadt gegen Friedrich II. und die Gefangennahme seines Sohnes Enzo, die Schenkung der Stadt an den Heiligen Stuhl durch Rudolf von Habsburg (1278), die "tirannia" der Pepoli, welche die Stadt schließlich 1350 an einen Visconti verschacherten, den Aufstieg der Bentivoglio aus einfachen Verhältnissen zu prächtigen Signori der italienischen Renaissance, aber auch deren Sturz und Vertreibung durch Papst Julius II.. Die Turbulenz der Ereignisse mag kaum als Entschuldigung hinreichen in einer Stadt, die sich der ältesten Universität und herausragender Humanisten rühmt, eher das Verblassen ihrer viel betonten libertas mag dem Druck eines erbaulichen Werkes im Wege gestanden haben. So beendete die mit dem endgültigen Übergang unter die Herrschaft des Heiligen Stuhls im Jahr 1506 anbrechende ruhigere Phase der Geschichte nicht die Schwierigkeiten, welche die Bolognesen mit der Darstellung und Interpretation ihrer eigenen Geschichte hatten, und lange wollte sich kein Konsens einstellen über die Art und Weise, sie "richtig" zu erzählen